Hans-Heinrich Dittrich – Diplom-Psychologe, Gestalttherapeut und freier Künstler – beschäftigt sich in seiner Arbeit intensiv mit Prinzipien der Gestaltpsychologie, in deren Mittelpunkt die Mechanismen der visuellen Wahrnehmung stehen. Das Zusammenwirken einzelner Elemente zu einem Ganzen, die Wechselwirkung einzelner Formen und die dynamische Interaktion von Figur, Hintergrund und Kontext sind bedeutsame Gesichtspunkte, die sein Schaffen prägen. In seinem Werk lassen sich die Gesetze der Gestalttheorie klar nachvollziehen. Ein Beispiel ist das Gesetz der Nähe, das besagt dass in räumlicher Nähe befindliche visuelle Elemente als zusammengehörig wahrgenommen werden. Von besonderer Bedeutung für Hans-Heinrich Dittrichs Kunst ist das dynamische Figur/Hintergrund-Wechselspiel, das sowohl beim Malprozess als auch bei der Betrachtung eines Kunstwerks eine Rolle spielt und sich vor allem in seinen abstrakten Arbeiten manifestiert. Aus wechselnder Perspektive betrachtet können aus dem Hintergrund unterschiedliche Figuren in den Vordergrund treten und danach wieder in den Hintergrund eintauchen und einer neuen Gestalt Platz machen. Diese Prinzipien lassen sich auch auf emotionale Prozesse anwenden. Das aktuell wichtige Bedürfnis tritt in den Vordergrund, alle anderen Bedürfnisse in den Hintergrund. Die Wirkung von Kunst kann durch die aktuelle Befindlichkeit und Emotionen beeinflusst werden und wiederum emotionale Zustände wie Freude oder Irritation hervorrufen. Hans-Heinrich Dittrich betont, dass das Ganze nicht nur mehr, sondern etwas im Kern anderes ist als die Summe seiner Teile. Auch die Wirkung von Details einer Komposition und von Lücken in einer Gestalt sind von Bedeutung. Die intensive Beschäftigung damit kann den Gesamteindruck dynamisch verändern und neu formen..Die Wahrnehmung und die Interpretation von Hans-Heinrich Dittrichs Arbeiten werden von den Seherfahrungen und Assoziationen der Betrachter maßgeblich beeinflußt und unterscheiden sich unter Umständen von der Sicht des Künstlers. Seine Bilder sollen Fragen aufwerfen und an Assoziationen und subjektive Erfahrungen und Erinnerungen anknüpfen. Die Wechselwirkungen von Formen und Hintergrund lassen Botschaften entstehen, die nicht leicht zu entschlüsseln sind. Hans Heinrich Dittrich beschreibt den Entstehungs- und Schaffensprozess als eine Art Trance, als Fenster zu einer inneren Welt, bei der der bewußten kognitiven Steuerung keine entscheidende Funktion zukommt. In seinen Werken finden sich Spuren seiner frühen Beschäftigung mit Aktzeichnen und Kalligraphie, aber auch der Einfluss der Archetypenlehre von C.G. Jung, Bilder der Seele und Symbole, die ähnlich in allen Kulturen im kollektiven Unbewussten zu finden sind. Der von dem Künstler bevorzugte intuitive Arbeitsprozess, bei dem das Ergebnis eines Schrittes den nächsten inspiriert, geht mit einer Ausschaltung der rationalen Kontrolle und dem Zutagetreten vorbewußter Bilder einher. Dazu gehören auch scheinbar Widersprüchliches, Spiegelungen und Verzerrungen, was nicht zuletzt auch kulturelle Einflüsse, die auf seine Reisen in den asiatischen Raum zurückzuführen sind, widerspiegelt. Ausgehend von Skizzen, entfaltet sich in seiner künstlerischen Arbeit ein vielfältiges ausdrucksstarkes Werk, das Zeichnungen, Collagen und Objekte umfasst. Der von Hans-Heinrich Dittrich beschriebene Arbeitsprozess ähnelt der Schilderung von Georg Baselitz, der den Vorgang des Malens als eine Art Neben-Sich-Stehen beschreibt, dessen Endergebnis auch für den Künstler eine Überraschung sein kann. Experimente mit Materialien, ihrer besonderen Haptik und die Beschaffenheit des Hintergrunds regen den kreativen Prozess an. Anlehnungen an kalligraphische Zeichen und an die Kunst des Informel finden sich häufig in Hans-Heinrich Dittrichs profunden Arbeiten. Sie sind Symbole, die den Betrachter zum Entschlüsseln und zur intensiven Auseinandersetzung auffordern. Dazu tragen nicht zuletzt die auf den ersten Blick widersprüchlichen Titel – wie close your eyes and see – bei. In Hans-Heinrich Dittrichs konzeptuellen Arbeiten finden sich wirkungsstarke Kompositionen mit reduzierter Bildsprache. Aus dem Hintergrund treten Figuren hervor und wieder zurück; zwischen den Figuren untereinander und zwischen Figuren und Hintergrund entstehen Gesten, die ihre Spuren im wahrgenommenen Gesamteindruck hinterlassen. Der Begriff GESTALT erhält damit auch die Bedeutung GEST AL T, gestural alternative traces, Spuren/Zeichen, die scheinbar in eine bestimmte Richtung weisen, jedoch mannigfaltige alternative, ambivalente und scheinbar widersprüchliche Botschaften beinhalten können. Die Kompositionen der Werke gehen mit einem außergewöhnlich hohen Maß an Freiheitsgraden und Interpretationsmöglichkeiten einher.. Hans-Heinrich Dittrich versteht sich als Mittler zwischen inneren und äußeren Welten, den Welten von Träumen, inneren Bildern und Emotionen, die auf das Werk übertragen werden und sich in der Wahrnehmung des Betrachters spiegeln. Die Balance zwischen Komplexität und Ordnung, von Bekanntem und Unbekanntem prägt die Wirkung seines Werks. Der Blick des Betrachters soll im Bild hin- und her schweifen und nicht nur die ganzheitlich wahrgenommene Gestalt, sondern auch Details und Lücken explorieren. Das Werk soll ein Rätsel sein und die Fantasie anregen; es erfordert Offenheit und das Sich-Ein-Lassen auf Ungewohntes. Die Beziehung zwischen Werk und Betrachter ist ein empathie-assoziierter Prozess. Auf die unmittelbare intuitive Wirkung folgt die kognitiv gesteuerte Verarbeitung und die Verbindung mit sehr persönlichen Erfahrungen. Der Betrachter entdeckt in Hans-Heinrich Dittrichs Kunst vertraute visuelle Muster, gespeicherte Repräsentationen der visuellen Welt und verbindet sie mit seinen persönlichen Assoziationen, was sein Seherlebnis einzigartig macht.. Prof. Dr. Irene Daum, Düsseldorf
| Hans-Heinrich Dittrich - graduate psychologist, Gestalt therapist and freelance artist - deals intensively in his work with the principles of Gestalt psychology, which focus on the mechanisms of visual perception. The interaction of individual elements to form a whole, the interaction of individual forms and the dynamic interaction of figure, background and context are important aspects that shape his work. The laws of Gestalt theory can be clearly understood in his work. One example is the law of proximity, which states that visual elements in spatial proximity are perceived as belonging together. Of particular importance for Hans-Heinrich Dittrich's art is the dynamic figure/background interplay, which plays a role both in the painting process and in the viewing of a work of art and is particularly evident in his abstract works. Viewed from a changing perspective, different figures can emerge from the background and then disappear back into the background to make way for a new figure. These principles can also be applied to emotional processes. The currently important need comes to the foreground, all other needs into the background. The effect of art can be influenced by the current state of mind and emotions and in turn evoke emotional states such as joy or irritation. Hans-Heinrich Dittrich emphasizes that the whole is not only more, but essentially different from the sum of its parts. The effect of details in a composition and gaps in a shape are also important. Intensive study of these can dynamically change and reshape the overall impression. The perception and interpretation of Hans-Heinrich Dittrich's works are significantly influenced by the viewer's visual experiences and associations and may differ from the artist's view. His pictures are intended to raise questions and to link to associations and subjective experiences and memories. The interactions between forms and background create messages that are not easy to decipher. Hans Heinrich Dittrich describes the process of creation and creation as a kind of trance, a window to an inner world in which conscious cognitive control plays no decisive role. His works show traces of his early involvement with nude drawing and calligraphy, but also the influence of CG Jung's theory of archetypes, images of the soul and symbols that are similarly found in the collective unconscious in all cultures. The intuitive work process preferred by the artist, in which the result of one step inspires the next, is accompanied by the elimination of rational control and the emergence of preconscious images. This also includes apparently contradictory elements, reflections and distortions, which not least reflect cultural influences that can be traced back to his travels in Asia. Starting with sketches, his artistic work develops into a diverse, expressive work that includes drawings, collages and objects. The work process described by Hans-Heinrich Dittrich is similar to that of Georg Baselitz, who describes the process of painting as a kind of standing beside oneself, the end result of which can be a surprise even for the artist. Experiments with materials, their special feel and the nature of the background stimulate the creative process. References to calligraphic symbols and the art of informel can often be found in Hans-Heinrich Dittrich's profound works. They are symbols that challenge the viewer to decode and engage intensively. The titles, which at first glance seem contradictory - such as close your eyes and see - contribute to this. Hans-Heinrich Dittrich's conceptual works contain powerful compositions with reduced imagery. Figures emerge from the background and then retreat again; gestures emerge between the figures and between the figures and the background, leaving their traces in the perceived overall impression. The term GESTALT thus also takes on the meaning GEST AL T, gestural alternative traces , traces/signs that appear to point in a certain direction, but can contain a variety of alternative, ambivalent and apparently contradictory messages. The compositions of the works are accompanied by an exceptionally high degree of freedom and possibilities for interpretation. Hans-Heinrich Dittrich sees himself as a mediator between inner and outer worlds, the worlds of dreams, inner images and emotions, which are transferred to the work and reflected in the viewer's perception. The balance between complexity and order, of the known and the unknown, shapes the effect of his work. The viewer's gaze should wander back and forth in the picture and explore not only the holistically perceived shape, but also details and gaps. The work should be a puzzle and stimulate the imagination; it requires openness and the ability to engage with the unfamiliar. The relationship between the work and the viewer is an empathy-associated process. The immediate intuitive effect is followed by cognitively controlled processing and the connection with very personal experiences. In Hans-Heinrich Dittrich's art, the viewer discovers familiar visual patterns, stored representations of the visual world and connects them with his personal associations, which makes his viewing experience unique. Prof. Dr. Irene Daum, Düsseldorf
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